Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

United Progressive Fraternity (UPF): Fall In Love With The World (Review)

Artist:

United Progressive Fraternity (UPF)

United Progressive Fraternity (UPF): Fall In Love With The World
Album:

Fall In Love With The World

Medium: CD/LP+CD/Download
Stil:

Transatlantischer Progressive Rock

Label: InsideOut Music
Spieldauer: 68:27
Erschienen: 07.11.2014
Website: [Link]

Up(f)s, diese UPF‘s haben tatsächlich das Zeug zur Prog-Rock-Supergroup und sind sogar TRANSATLANTIsCh! Auch sind sie eine gute Alternative zu den ständigen progressiven Wiederholungen, die uns aus dem Hause TRANSATLANTIC geboten werden. Wiederholungen, die eben nach NEAL MORSE solo, plus FLOWER KINGS und etwas DREAM THEATER samt MARILLION, aber garantiert nicht neu oder innovativ, klingen.
UPF beschreiten in dieser Beziehung einen anderen Weg, der stärker weltmusikalisch ausgerichtet ist und besonders durch die intensiven Saxofon- und Klarinetten-Beiträge sogar zarte, aber auch dominantere Jazz-Tupfer enthält.

Wer immer auf die Idee kam, dieses progressive Musiker-Unternehmen zu gründen, ihm sei von Herzen gedankt!
Das UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY-Ensemble setzt sich aus Musikern progressiver Ausnahmebands wie UNITOPIA, FLAMING ROW, TANGENT, TOXIC SMILE, MANNING, MASCHINE und den SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR zusammen, die außerdem noch so ungewöhnliche Musik-Gäste, wie STEVE HACKETT, JON ANDERSON, IAN RITCHIE (ROGER WATERS) oder STEVE UNRUH (RESISTOR), auf ihrem Album „Fall In Love With The World“ vereinen.

Eine echte „Prog-Super-Group der etwas anderen, weltmusikalischen Art“ eben, die es ihrem transatlantischen Gegenstück im Grunde sehr schwer machen müsste. Denn die Musik auf dem hoffnungsvollen „Liebesalbum an die Welt“ - das mehr aus der Angst vor deren Zerstörung als aus schönfärberischen Liebesbekundungen besteht - bringt alles mit, was gute progressive Musik mit großem Retro-Anteil besitzen muss. Ausgiebige instrumentale Ausflüge, die sich um den Erdball Rock, Prog, Worldmusic, Pop und Jazz drehen, Sound-Collagen der Extraklasse sowie hervorragenden Gesang und Texte, die Weisheiten in sich tragen, über die der Hörer unbedingt nachdenken, aber keinesfalls als progressives Mystik-Geschwafel abtun sollte.

Solche Songtitel wie „Religion Of War“ oder „We Only Get One World“ drücken diesbezüglich schon mehr aus als tausend Worte: „Religions of war, what are they for, senseless life lost, counting the cost numbers increasing, is our reasons depleting it‘s not what your maker ... had in mind.“
Nicht nur in diesem Sinne versucht das gesamte Album den ideellen Wert zu hinterfragen, der sich hinter dieser materiell ausgerichteten Welt verbirgt, und wer die Zeche bezahlen muss, wenn irgendwelche größenwahnsinnigen „Sich-für-Gott-Halter“ in ihrer Gier unseren Planeten nach und nach vernichten. Sogar das Video zu „The Water“, der Song, auf dem wir endlich auch mal wieder den ehemaligen YES-Frontmann JON ANDERSON singen hören, setzt eine ähnlich nachdenkliche Botschaft, neben den klaren Worten, sogar in erschütternden Bildern um!

Regelrecht kitschig kommt dagegen leider die „Verpackung“ der Doppel-LP bzw. CD herüber. ED UNITSKY gilt ja als einer der großen Prog-Alben-Illustratoren, doch das grellbunte Cover mit dem menschgewordenen Engel über den Wolken vermittelt einen beinahe gegensätzlichen Eindruck von den bissigen, zeitkritischen Texten, die sich hinter diesem Bild verbergen. Texte, die man beim Öffnen des LP-Doppeldeckers auch in aller Ruhe nachlesen kann.
Oder aber ist solche Gestaltung etwa ein Eingeständnis an die Prog-Fans, die ausschließlich der Musik huldigen und denen jeder Text am Allerwertesten vorbeigeht?
Solche Fans gibt‘s ja in diesem Musikbereich bekanntlich (leider) viel zu viele.
Doch selbst die kommen, egal, ob sie ihre Ohren auf Textdurchzug stellen oder nicht, voll auf ihre Kosten, genauso wie alle, die sich entsetzt von dem letzten YES-Album abwendeten. UPF schließen mit „Fall In Love With The World“ genau die Lücke, welche YES mit „Heaven & Earth“ aufgerissen haben und füllen sie mit genau dem Anspruch, den die alten Fans noch immer an YES haben. UPF tragen nicht nur den YES-Geist in den drei Buchstaben ihres Kürzels, sondern auch in der atmosphärischen Ausrichtung ihres Doppel-Albums. Musik für Nostalgiker genauso wie für Neueinsteiger, die nach der Faszination suchen, welche sich hinter dem Begriff „Prog“ verbirgt.

Musik von Könnern ihres Fachs, egal ob es nun die vier Australier von UNITOPIA, wobei besonders der sich die Seele aus dem Hals singende MARK TRUEACK begeistert, handelt oder den beiden Briten GUY MANNING und DANIEL MASH von TANGENT. Jeder bietet seine Qualitäten ausgiebig an und scheint sich bewusst zu sein, welche Verantwortung, aber auch welche Herausforderungen und Möglichkeiten sich hinter solch einem Prog-Projekt verbergen...
Und dann gibt es da noch einen, den Letzten im UPF-Bunde. Einen Deutschen. Sein in der Prog-Szene sehr bekannter Name lautet: MAREK ARNOLD, ein Prog-Tausendsassa, welcher die progressive Szene seit Jahren bereichert. Gerade seine Qualitäten als Saxofonist und Klarinettist, der zusätzlich noch hervorragend die schwarzem und weißen Keyboard-Tasten beherrscht, verleihen dem Album eine ganz besondere Note. Durch ihn wird maßgeblich erreicht, dass ein deutlicher Unterschied zur Musik der anderen, gegen UPF manchmal zahnlos wirkenden, Prog-Rock-Supergroup TRANSATLANTIC hergestellt wird. Die Freiräume für die Blasinstrumente entwickeln sich in bestimmten Momenten sogar zu den Höhepunkten des gesamten Albums.

Besonders schön sind dann auch die auf dem Album immer wieder auftretenden Brüche - ganz besonders beim mehrteiligen Longtrack „Travelling Man“ - in denen knallharte E-Gitarren und treibende Drums erst auf Weltmusik-Percussion, dann Violine und Saxofone, aber auch Klarinetten treffen, um mit akustischer Gitarre ihr erhabenes Ende zu suchen, ohne es zu finden, weil plötzlich Melodien auftauchen, die uns in unvergesslicher Art nach den „Open doors to secret codes“ suchen lassen. Leider stehen solchen progressiven Highlights auch ein paar belanglosere Songs gegenüber, die mit ihrer poppigen Ausrichtung einen weniger gelungenen Gegensatz zu dem ausgezeichneten Longtrack bilden. Dazu gehört leider auch der dem Album seinen Namen verleihende Song, auf dem bezeichnender Weise nicht MAREK ARNOLD, sondern IAN RITCHIE das „Gebläse“ bedient.

Wie dem auch sei - UPF haben den „Code“ auf „Fall In Love With The World“ musikalisch auf jeden Fall gefunden ... Bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht die letzte UPF-Suche ist, sondern der Anfang für eine neue Prog-Supergroup!

FAZIT: Es braucht niemand mehr zu trauern, weil sich UNITPOPIA aufgelöst haben - hier kommt das neue, transatlantische UNITOPIA, zu dem man nur YES sagen kann, auch wegen seiner angenehmen, ohne erhobenen pädagogischen Zeigefinger präsentierten „Weltverbesserer“-Botschaften!

PS:
Hier mal ein Hinweis an die Adresse des ECLIPSED, das sich ja als die wohl größte deutsche Prog-Rock-Zeitschrift versteht.
Kurz nachdem ich mir für diese Kritik das Album als LP- und CD-Ausgabe besorgt hatte, erschien im aktuellen Heft des Magazins ein kleiner, halbseitiger Artikel zu UPF, der mich ernsthaft verärgerte, aber nicht nur wegen seiner wenig aussagekräftigen Worte zur Musik, sondern weil die Vorstellung der sieben Musiker der Band eine wirklich unverschämte Lücke enthielt. Alle UPF-Mitglieder (samt ihrer Stamm-Bands) und sogar der Gäste STEVE HACKETT und JON ANDERSON waren erwähnt worden, nur der einzige deutsche UPF-Musiker, nämlich MAREK ARNOLD, wurde mit keinem Wort berücksichtigt, obwohl er unverkennbar auf dem Bild im Eclipsed und natürlich auf dem LP/CD-Cover abgebildet ist.
Was bitte soll das bei einer deutschen Musikzeitschrift? Oder gilt beim „Eclipsed“ der Grundsatz, dass der Prophet im eigenen Lande am wenigsten zählt?
Nur so viel: würde es einen Innovativ-Preis für den kreativsten, abwechslungsreichsten und vielseitigsten Musiker der deutschen Prog-Szene geben, dann müsste er an MAREK ARNOLD (Musiker, Texter, Komponist, Bandleader, Studiotechniker usw.) verliehen werden, der mit „seinen“ (gegenwärtigen und ehemaligen) Bands TOXIC SMILE, STERN-COMBO MEISSEN, SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR, CYRIL, FLAMING ROW und einer Vielzahl von Gastauftritten bei anderen Bands in der ganzen Welt bereits einige Kapitel Prog-Geschichte geschrieben hat!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5497x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • We Only Get One World (Overture)
  • Choices
  • The Water
  • Don‘t Look Back - Turn Left
  • Travelling Man (The Story Of ESHU)
  • Fall In Love With The World
  • Religion Of War
  • The Water - Alternative Mix (nicht auf der LP enthalten)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
toni
gepostet am: 07.12.2014

User-Wertung:
6 Punkte

hallo,

zu süss , über produziert und belanglos .
ich denke das cover sagt schon alles , leider .
ich freute mich sehr auf diese cd
aber ich würde doch mehr enttäuscht , schade.
mr.muzic
gepostet am: 07.01.2015

User-Wertung:
14 Punkte

Gute Rezi, gut recherchiert und aufbereitet. Danke.

Zum Album: wegen des schwachen Endes, das müde wirkende "Fall in Love ..." und das (gegenüber der "Album-Version" tolle) "The Water" im (überflüssigem) alt. Mix gibt's einen Punkt Abzug.
Beindruckend ist der Genremix, den die Herren hier betreiben, jedoch statt den progressiven Pfad zu verlieren, zementieren sie ihn auf eindrucksvolle Weise.
Zu den Vergleichen mit anderen Musikern / Bands fehlt mir doch noch Peter Gabriel, v.a. bei Travelling Man ab Minute 9 klingt Mark Trueack ihm sehr ähnlich, der anschliessende weltmusische Exkurs nach den Gitarrenriffs an sein Album Passion.
Und noch ein persönliche Anmerkung: Transatlantic kommt scho a bisserl schlechter weg, als sie sind, wobei denn "Prog-Heros" um Mr. Morse etwas mehr mutige Kreativität nicht schaden würde.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Schreibe das folgende Wort rückwärts: Regal

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!